Climate Visuals - 7 Grundprinzipien der Klimawandelkommunikation in Bildern

Im Projekt Climate Visuals wurde in Kooperation von WissenschaftlerInnen und tausenden BürgerInnen aus den USA, Großbritannien und Deutschland eine interaktive, öffentliche Online-Bibliothek für klimawandelrelevantes Bildmaterial entwickelt. Sieben Grundprinzipien wurden für eine effektivere bildhafte Kommunikation zum Klimawandel identifiziert.

Wir Menschen sind visuelle Wesen: Unser Verständnis der Welt wird wesentlich von dem geprägt, was wir mit unseren Augen sehen und was wir dabei empfinden.

Obwohl weltweit täglich tausende Bilder mit Bezug zum Klimawandel medial verbreitet werden, verbleibt es nach wie vor schwierig, den Klimawandel in seiner ganzen Komplexität bildlich darzustellen. Zu wohl der klassischsten Ikone der globalen Erwärmung entwickelte sich seit den 1980ern der Eisbär: Seine erhabene Erscheinung, aber auch– vermeintlich – niedlichen Wesenszüge, seine weiße Unschuld und gleichzeitig sichtbare Hilflosigkeit gegenüber dem abschmelzenden Eis lösen bei vielen Menschen starkes Mitgefühl aus und prägen sich damit im Bewusstsein ein. Gleichzeitig stützt das Bild des Eisbären die Auffassung, das Problem sei weit entfernt; weg vom Alltag der Menschen.

Eisbären auf Eisscholle

Aber auf welche Weise lässt sich der Klimawandel am besten darstellen, um die Herausforderungen daraus möglichst vielen Menschen – dem Mainstream - im Alltag bewusst werden zu lassen?

In Antwort darauf wurde von Climate Outreach, dem Global Call for Climate Action, der Universität Massachusetts und der Minor Foundation gemeinsam das Projekt Climate Visuals ins Leben gerufen. Erstmals wurde dabei in Kooperation von WissenschaftlerInnen und tausenden BürgerInnen aus den USA, Großbritannien und Deutschland eine interaktive, öffentliche Online-Bibliothek für klimawandelrelevantes Bildmaterial entwickelt, welche allen Interessierten als Inspiration und Unterstützung in der visuellen Kommunikation zu Themen des Klimawandels dienen soll. Im Zuge von Gruppendiskussionen und einer repräsentativen Umfrage unter 3000 Personen in drei Ländern wurde zuvor erhoben, wie Menschen auf verschiedene Bilder zum Klimawandel reagieren. Aus den Ergebnissen dieser Untersuchung leiteten die ForscherInnen sieben Grundprinzipien für eine effektivere bildliche Kommunikation zum Klimawandel ab.

Feuerwehrmänner bekämpfen Waldbrand

Die sieben Grundprinzipien:

  1. Zeigen Sie Bilder mit „echten Menschen“ statt Inszenierungen - Authentische Emotionen wirken stärker auf den/die BetrachterIn.
  2. Erzählen Sie mit der Bildauswahl neue Geschichten - Weniger vertraute - und daher mehr gedankenanregende Bilder - können dazu beitragen, den Klimawandel im Bewusstsein aufzufrischen. 
  3. Veranschaulichen Sie die Ursachen in geeignetem Maßstab - Menschen nehmen die Verbindungen zwischen dem Klimawandel und ihrem Alltagsleben nur bedingt war. Die Darstellung individueller Ursachen des Klimawandels, wie etwa Fleischessen, wird als solche oft nicht wahrgenommen, bzw. kann auch kontraproduktive Verteidigungsreaktionen provozieren. In der Kommunikation der Verbindungen zwischen „problematischem“ Verhalten und dem Klimawandel ist es daher besser, entsprechende Handlungen nicht auf individueller Ebene darzustellen, sondern etwa in Form einer gestauten Straße anstatt eines Einzelfahrers. 
  4. Klimatische Auswirkungen wecken starke Emotionen - Die bildliche Darstellung klimatischer Auswirkungen, wie etwa Überflutungen, löste unter den TeilnehmerInnen der Umfrage in allen drei Ländern stärkere Emotionen aus, als Bilder zu den Ursachen sowie Lösungen. Da solche Bilder aber durchaus auch emotional erdrückend sein können, empfiehlt sich eine gemeinsame Darstellung klimatischer Auswirkungen mit konkreten Bildern, wie Menschen dagegen effektive Maßnahmen ergreifen können.
  5. Zeigen Sie lokale, aber schwerwiegende Auswirkungen des Klimawandels - Als besonders einprägsam erweisen sich Bilder lokaler klimatischer Auswirkungen dann, wenn sie Personen oder Gruppen mit erkennbaren Emotionen zeigen. Allerdings ist die Herausforderung hierbei, die eigene mögliche Betroffenheit gegenüber dem Klimawandel deutlich zu machen, ohne das Problem durch unklare Verbindungen zum Gesamtbild zu relativieren. 
  6. Vorsicht bei Bildern von Protesten - Aus der Umfrage ging auch hervor, dass sich die meisten TeilnehmerInnen nicht mit DemonstrantInnen gegen den Klimawandel bzw. für den Klimaschutz (etwa im Zuge der Klima-Konferenzen) identifizierten. Daraus abgeleitet könnten Bilder von Protesten den Eindruck erwecken, der Klimawandel sei die Angelegenheit „der anderen“, anstatt von uns allen. Allerdings wurden Protestbilder von unmittelbar Betroffenen sehr wohl als authentisch und überzeugend wahrgenommen. 
  7. Seien Sie sich Ihrer Ziegruppe bewusst - Bilder von „entfernten“ Auswirkungen des Klimawandels führten bei TeilnehmerInnen rechts der politischen Mitte zu eher gleichgültigen Reaktionen. Bilder, welche hingegen „Lösungen“ zum Klimawandel darstellen, führten zu durchwegs positiven Emotionen – unabhängig von der politischen Einstellung. (Mai 2016)