Hangwasserkarten als Werkzeug für die Anpassung

Hangwasser führt zunehmend zu Überflutungen und Schäden an Gebäuden, auch fernab von Gewässern. Hangwasserkarten helfen dabei abzuschätzen, welche Infrastruktureinrichtungen gefährdet sein können. Im Folgenden ein Überblick über verfügbare Karten.

Auch fernab von Gewässern kann Hangwasser – zusätzlich zu Hochwasser aus Fließgewässern – erhebliche Schäden an Bauwerken und Infrastruktureinrichtungen verursachen. Diese sogenannten pluvialen Hochwasser sind insbesondere dann ein Problem, wenn der Boden infolge intensiven Niederschlags kein Wasser mehr aufnehmen kann. Aber auch langanhaltende Trockenheit kann zu Problemen führen, wenn der Boden zu trocken ist, um große Niederschlagsmengen in kurzer Zeit aufzunehmen.

Modellierungen und Hangwasserkarten nehmen daher als Planungsgrundlage eine immer größere Bedeutung in der Raumplanung, Siedlungsentwicklung und für den Schutz bereits bestehender Bauwerke ein. Online verfügbare Modellierungsdaten zum Oberflächenabfluss gibt es in verschiedenen Gefahrenhinweiskarten. Solche Modellierungen sind unter den Bezeichnungen Oberflächenabfluss-Karten, Hangwasserkarten oder Fließwegekarten bekannt.

Wichtig zu beachten beim Lesen von Abflusskarten ist, dass das Auftreten von Oberflächenwasser von vielen lokalen und temporären Faktoren beeinflusst wird. Die Karten beruhen in der Regel auf einer Geländeanalyse auf Basis eines digitalen Geländemodells. Faktoren wie Niederschlag, Bodeneigenschaften (Bodenfeuchte, Durchlässigkeit, ...) und Wechselwirkung mit der Kanalisation beeinflussen den Oberflächenabfluss zusätzlich, die Berücksichtigung aller Faktoren ist für solche Online-Karten jedoch nicht möglich. Die Karten können daher nur als generelle Information dienen und ersetzen eine fachkundige Sachverständigenbeurteilung nicht.

Frei verfügbare Oberflächenabfluss-Karten

HORA bietet Naturgefahrenkarten für ganz Österreich, die der Erstinformation über mögliche Gefährdungen durch verschiedene Naturgefahren wie Hochwasser, Erdbeben, Sturm, Hagel und Schnee dienen. Weiters sind auch aktuelle Wetterwarnungen für Hochwasser, Hagel und Starkregenereignisse, Erdbeben etc. abrufbar.

Fließwege in der Gefahrenhinweiskarte „Oberflächenabfluss“ bei HORA
Fließwege in der Gefahrenhinweiskarte „Oberflächenabfluss“ bei HORA

In der Gefahrenhinweiskarte „Oberflächenabfluss“ werden mögliche Fließwege im Gelände dargestellt, die hauptsächlich gespeist durch Starkregen zu Schäden führen können. Die Fließwege enden an den Eintrittspunkten in den Siedlungsraum, da selbst kleine Strukturen wie Gehsteigkanten, Einfriedungen, Durchlässe, etc. die Abflussrichtung erheblich verändern können. In Verbindung mit Vorortkenntnis können so für bestehende Siedlungen bzw. Siedlungsentwicklungen mögliche Gefährdungen abgeschätzt und berücksichtigt werden.

Zusätzlich zur HORA-Karte bieten manche Online-GIS-Dienste der einzelnen Bundesländer eine Oberflächenabflusskarte.

Leitfaden zur Eigenvorsorge bei Oberflächenabfluss

Ergänzend zu den verfügbaren Kartenmaterialien unterstützt ein kürzlich veröffentlichter Leitfaden des BMNT bei der Lösung der Hangwasserproblematik. Der Leitfaden „Eigenvorsorge bei Oberflächenabfluss“ enthält gut aufbereitete Infos zur Herangehensweise und nützliche Publikationen. Weiters listet der Leitfaden Kontakte zu geeigneten Ansprechpartnern und -partnerinnen, wie den Zivilschutzverband und die Bundeswasserbauverwaltungen der verschiedenen Bundesländer.

Modellierung und Simulation von Hangwasser

Die Erstellung von Modellierungen und Hangwasserkarten können im Allgemeinen Ziviltechnikerbüros übernehmen. Simulationen sind mit der Software VISDOM möglich, entwickelt vom VRVis Virtual Reality und Visualisierung-Forschungszentrum in Kooperation mit der TU Wien. Die Software wurde im Rahmen des Projekts RAINMAN für Simulationen von urbanen Sturzfluten angewendet. Ein Video zeigt die Beispiele für die verschiedenen Einsatzgebiete. Mit Visdom lassen sich Schutzmaßnahmen sehr schnell auf ihre Wirksamkeit testen. Mit wenigen Klicks ist ein Rückhaltebecken oder eine Sandsack-Barriere ins Gelände eingebaut, schnell neu berechnet und wenige Minuten später sieht man bereits, ob die Maßnahme wirksam ist. In der Praxis eingesetzt wird die Software vom Ingenieurbüro RIOCOM.