PESETA III: Südeuropa stärker von Klimaauswirkungen betroffen

Das Projekt PESETA III untersuchte physikalische Auswirkungen sowie wirtschaftliche Kosten des Klimawandels in Europa bis Mitte bzw. Ende des Jahrhunderts. Die im November 2018 veröffentlichte Studie zeigt ein klares Nord-Süd-Gefälle. Südeuropäische Regionen sind viel stärker von den Klimaauswirkungen betroffen, als der Rest Europas.

weiter Sandstrand mit Blick auf die Sonne

Ziel des Projektes PESETA III des Joint Research Centre (JRC) war es, ein besseres Verständnis über die Auswirkungen des Klimawandels auf Europa zu erhalten. Daraus sollen Erkenntnisse für die Anpassung an den Klimawandel abgeleitet werden. Bewertet wurden die Auswirkungen des Klimawandels auf die europäische Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt. Dazu wurden Schätzungen zu CO2-Emissionen sowie die damit verbundene globale Erwärmung und Klimaveränderung (Temperatur, Regen, Wind, Sonneneinstrahlung, Luftfeuchtigkeit, Meeresspiegelanstieg) herangezogen. Hochauflösende Klimaprojektionen lieferten detaillierte sektorspezifische Wirkungsmodelle zur Abschätzung der Auswirkungen.

Im Projekt beteiligt waren Expertinnen und Experten aus den Bereichen Wirtschaft, Biologie, Physik und Ingenieurwesen. Die physikalischen Auswirkungen und wirtschaftlichen Kosten des Klimawandels in Europa wurden für elf unterschiedliche Kategorien berechnet: Küstenüberschwemmungen, Flussüberschwemmungen, Dürren, Landwirtschaft, Energie, Verkehr, Wasserressourcen, Lebensraumverlust, Waldbrände, Arbeitsproduktivität und hitzebedingte Mortalität. Zwei Szenarien wurden dafür als Basis wurden herangezogen: Ein Szenario, in dem die Erwärmung auf unter 2 °C begrenzt wird, sowie ein Szenario, in welchem dieses Ziel nicht erreicht wird.

Die bedeutendsten Auswirkungen bei einer Erwärmung von mehr als 2 °C bis 2100 sind:

  • 132.000 zusätzliche Todesfälle durch Hitze pro Jahr; das bedeutet fünf Mal mehr Hitzetote im Vergleich zu heute
  • Rückgang der Arbeitsproduktivität in einigen südeuropäischen Ländern um 10 – 15 % durch steigende Temperaturen und häufigere Hitzeperioden;
  • je nach geografischer Lage positive bzw. negative Veränderungen der landwirtschaftlichen Produktivität sowie der Habitate (durch Veränderungen von Blühzeitpunkten, Vegetationsperiode und Bodenwassergehalt); Verdoppelung arider Klimazonen;
  • weiterer Anstieg des Meeresspiegels an europäischen Küsten; dadurch steigen die Schäden von derzeit 1,25 Mrd. Euro auf 60 Mrd. Euro - wenn die Erwärmung nicht über 2 °C steigt, können hier die Schäden auf 6 Mrd. Euro (!) begrenzt werden; die Anzahl betroffener Menschen steigt von 102.000 auf über 2 Mio. bei einer Erwärmung über 2 °C; bei einer Erwärmung unter 2 °C sind etwa ein Viertel davon betroffen;
  • Flussüberschwemmungen werden dreimal so viele Menschen betreffen wie bisher; Schäden durch Überschwemmungen können von 5,3 auf 17,5 Mrd. Euro pro Jahr steigen;
  • sinkender Energiebedarf für Heizung; steigender Energiebedarf um das Dreifache für Kühlung; die Reduzierung des Wärmebedarfs wird den Anstieg des Kühlbedarfs kompensieren;
  • zunehmender Wassermangel und Dürren in südlichen Teilen Europas (besonders betroffen: Andalusien, Extremadura, Algarve); Zunahme der Wasserressourcen in Nordeuropa;

In mehreren Bereichen, wie bei hitzebedingten Todesfällen, Wasserressourcen, Verlust von Lebensräumen, Energiebedarf für Kühlung und Waldbränden, besteht ein klares Nord-Süd-Gefälle: Südeuropäische Länder werden von der globalen Erwärmung stärker betroffen sein als Länder im Norden. Am stärksten betroffen wird voraussichtlich der Mittelmeerraum sein.

Die höchsten wirtschaftlichen Schäden gehen mit hitzebedingten Todesfällen einher. Weiters von Bedeutung (in absteigender Reihenfolge) sind Küstenüberschwemmungen, Arbeitsproduktivität, Landwirtschaft und Flussüberschwemmungen. Die potentiellen Auswirkungen sind dabei unvollständig abgebildet. Das bedeutet, dass Schäden durch mögliche Kipppunkte und Ökosystemdienstleistungsverluste nicht berücksichtigt wurden. Die Summe der wirtschaftlichen Schadensschätzungen entspricht daher nicht den tatsächlichen gesamtwirtschaftlichen Kosten des Klimawandels in Europa - diese dürften deutlich höher liegen.

Die meisten dieser Klimaschäden könnten im Rahmen des 2 °C-Szenarios stark reduziert werden, wenn wir jetzt handeln und die Emissionen begrenzen. (MO, Dezember 2018)