2021 – Start einer neuen Normalität bei Klimadaten

Bei Klima- und Wetterdaten werden für Vergleiche Zeiträume von 30 Jahren herangezogen – diese Vorgehensweise gibt es schon seit fast 100 Jahren. Die Weltorganisation für Meteorologie WMO hat in den 30er Jahren den Zeitraum von 1901 bis 1931 international als erste Referenzperiode festgelegt. Somit bricht für Klimaforscher im Jahr 2021 eine neue Klimanormalperiode an. Dies könnte auch die Wahrnehmung des Klimawandels beeinflussen.

Um verlässliche, statistische Aussagen für Mittelwerte, typische Abweichungen und Extremwerte zu gewährleisten, ist es in der Klimatologie üblich, längere Zeiträume zu betrachten. Vor diesem Hintergrund legte in den 1930er Jahren die WMO (World Meteorological Organization) 30-jährige Bezugszeiträume der Klimabeobachtung als sogenannte Normalperioden (CLINO= CLImate NOrmal) fest. Demnach stellte die Periode 1901 bis 1930 die erste internationale Klimanormalperiode dar. Weitere Fachbegriffe dafür sind Klimareferenzperiode oder einfach Bezugszeitraum. Die zuletzt gültige und allgemein gebräuchliche Referenzperiode war jene von 1961 bis 1990. Diverse Fachbereiche wie die Bauwirtschaft, Energieversorger oder Versicherungen benötigen jedoch möglichst aktuelle Auswertungen und Beschreibungen des Klimas. Daher hat Österreich 30-Jahr-Perioden im Zehn-Jahres-Rhythmus aktualisiert und veröffentlicht (1971-2000, 1981-2010).

Eine neue Zeitspanne beginnt

Seit Anfang 2021 stellt die Periode 1991 bis 2020 den neuen, gültigen Referenzzeitraum dar. Sämtliche klimarelevante Werte wie Sonnenscheindauer, Temperatur oder Niederschlag werden nun mit dieser verglichen, um das gegenwärtige Klima zu beschreiben. In Zeiten des Klimawandels reicht jedoch ein einfacher Wechsel der Perioden nicht aus.

Klimawandel – ein „Problem“ der letzten 20 Jahre

In jüngster Vergangenheit lagen die meisten Jahre über dem langjährigen Durchschnitt und galten als „zu warm“. Bei der Frage, ob ein Jahr, eine Saison oder auch ein Monat als zu warm oder zu kalt ist, spielt der Vergleichszeitraum eine wesentliche Rolle. Veranschaulichen lässt sich dies durch den diesjährigen Jänner. Dieser war im Vergleich zum Referenzzeitraum 1961 – 1991, in welchem der Klimawandel noch eine geringere Rolle spielte, um ein halbes Grad zu mild. Im Vergleich zum Mittelwert der neuen Referenzperiode 1991 – 2020, welche bereits stark geprägt ist von wärmeren Wintern, ist der heurige Jänner um rund 2°C zu kalt. ZAMG Klimaforscher Johann Hiebl erklärt, dass „durch die schlagartige Umstellung plötzlich mit einer Referenzperiode verglichen wird, die deutlich wärmer als der bisherige Referenzwert ist“. Gleiches gilt für den Sommer 2020. Dieser ist im Vergleich zur neuen Periode normal, im Vergleich zur Periode von 1961 – 1990 jedoch um + 1,9 Grad zu warm. Es besteht die Gefahr, durch Heranziehen der aktuellen Referenzperiode Veränderungen durch den Klimawandel zu verharmlosen. Daher ist es für die Zukunft erforderlich, beide Referenzperioden zu betrachten. Auch die WMO empfiehlt, die Periode 1961-1991 weiterhin als Vergleichsperiode heranzuziehen. (Februar 2021, CM)

Vergleich der Monatsmittelwerte anhand einer Österreichkarte
Die erste Hälfte des Jänners 2021 im Vergleich mit den Klimavergleichsperioden 1961-1990 (oben) und 1991-2020 (unten): Der bisherige Jänner (1.-13.1.2021) ist im Vergleich mit dem Klima im Zeitraum 1961-1990 etwas zu mild verlaufen, vor allem in den tiefen Lagen der Osthälfte Österreichs. Im Vergleich mit dem Klima im Zeitraum 1991-2020 ist der Jänner 2021 in den meisten Regionen zu kalt.