ClimaNET - Qualifizierungsnetz für Klimawandelanpassung im Gebäudesektor

Die Folgen des Klimawandels haben vielfältige Auswirkungen auf die Art und Weise wie wir leben, wohnen und arbeiten. Für einen zukunftsfähigen Gebäudesektor braucht es maßgeschneiderte und interdisziplinäre Bildungsangebote für Unternehmen, um neue Technologien und Geschäftsfelder zu erschließen. Hier setzt das Projekt ClimaNET an, um wissenschaftliche Erkenntnisse in Dialogform gezielt an Unternehmen zu vermitteln.

Der Gebäudesektor ist von den Folgen des Klimawandels vielfältig betroffen. Einerseits zählen dazu direkte Auswirkungen durch steigende Temperaturen und geänderte Niederschlagsverhältnisse, andererseits indirekte Auswirkungen durch weitreichende Interaktionen mit dem Energie-, Transport- und Wirtschaftssystem.

Klimawandel trifft Gebäudesektor

Um die Sommertauglichkeit von Gebäuden bei einer steigenden Zahl von Hitzewellen und höheren Hitzeextremen zu erhalten, braucht es u.a. eine Reduktion von solaren Einträgen über transparente Flächen, eine veränderte Gebäudeausrichtung, passive Kühlung oder die Aktivierung von Speichermassen. Zum Schutz der Gebäude vor Starkregen können Bodenschwellen bei Kellerabgängen und –schächten, aber auch Rückstauklappen beitragen.

Höhere Temperaturen im Winter sowie die Maßnahmen zum Klimaschutz wirken sich auch auf den Heizenergiebedarf aus. Es braucht nachhaltige Wärmebereitstellungskonzepte, die bei niedrigen Heizlasten energie- und kosteneffizient sind. Generell braucht es eine CO2-neutrale Energieversorgung, die auch die Klimaschutzziele unterstützt.

Von der wissenschaftlichen Erkenntnis zur praktischen Umsetzung

Dieses Wissen ist nach wie vor überwiegend in der Forschungscommunity bekannt und noch zu wenig in der adressierten Branche angekommen. Hier setzt das vom BMWFW geförderte Projekt ClimaNET (Qualifizierungsnetz für Klimawandelanpassung im Themenbereich „Bauen und Wohnen") an. Es zielt darauf ab, diese Qualifizierungslücke zu schließen und Ergebnisse aus der Forschung zu klimawandelangepasstem Bauen gezielt an Unternehmen zu vermitteln. Durch maßgeschneiderte und marktorientierte Qualifizierungsmaßnahmen zum Thema Klimawandelanpassung im Bereich „Bauen und Wohnen" soll die Innovations- und Nachfragekompetenz erhöht werden. In weiterer Folge sollen damit neue Produkte und Dienstleistungen mit Bezug auf Klimawandelanpassung entstehen.

Gegenseitiger Wissens-und Erfahrungsaustausch im Vordergrund

Transferworkshop zum Thema Klimawandelanpassung im Bereich „Bauen und Wohnen“ im Zuge des 17. Klimatages in Graz
Transferworkshop zum Thema Klimawandelanpassung im Bereich „Bauen und Wohnen“ im Zuge des 17. Klimatages in Graz

Zwischen der Forschung aus den Bereichen Klimawandel und Energie(politik) sowie Unternehmen aus der Bau-, Gebäude- und Energieversorgungsbranche wurde ein intensiver Diskussionsprozess und Wissenstransfer initiiert. Im Zeitraum 2014-2016 fanden insgesamt 30 Qualifizierungsmaßnahmen statt, in denen ein breites Spektrum unterschiedlichster Anpassungserfordernisse eingehend diskutiert wurde. Durch diesen umfassenden Diskussions- und Innovationsprozess wurde ein intensiver gegenseitiger Wissens- und Erfahrungsaustausch vorangetrieben. Seitens der beteiligten wissenschaftlichen Institutionen wurde den teilnehmenden Unternehmen der derzeitige Wissensstand zu den langfristigen Anforderungen an Anpassungsmaßnahmen sowie den lokalen Klimaänderungen vermittelt. Darauf aufbauend wurden in einem zweiten Schritt technische Lösungsmöglichkeiten und zukünftige Dienstleistungsprodukte diskutiert, um die an Gebäude gestellten Anforderungen auch unter den geänderten klimatischen und energiepolitischen Rahmenbedingungen möglichst kosten- und ressourcenschonend bereitzustellen. In der dritten Phase wurden mit Experteninnen und Experten für Kommunikation und Innovation Strategien und Möglichkeiten erarbeitet, wie innovative Lösungsansätze in konkrete marktfähige Geschäftsmodelle übergeführt und in bestehende Geschäftsprozesse der beteiligten Unternehmen integriert werden können.

Es zeigte sich, dass derzeit insbesondere im KMU-Bereich der adressierten Branche ein relevanter Qualifizierungsbedarf zur Änderung der lokalen Klimabedingungen und der langfristigen energiepolitischen Anforderungen existiert. Diese Wissenslücke verhindert, dass sich Unternehmen selbständig und aktiv dem Themenfeld widmen können. Das Informationsdefizit muss zunächst durch einen (zeit)intensiven, dialogorientierten Höherqualifizierungsprozess reduziert werden. Ist diese erste Hürde einmal überwunden, sind die Unternehmen in der Lage, vielfältige und kreative Ansätze zur Transformation des Gebäudebestands in Richtung eines klimawandelangepassten und nachhaltigen Systems zu liefern.

Darüber hinaus zeigen die Ergebnisse, dass im Bereich Bauen und Wohnen insbesondere die Anpassungsanforderungen durch lange Zeitkonstanten und vergleichsweise große Unsicherheiten charakterisiert sind. Dies verschleiert die aktuell bereits vorherrschende Notwendigkeit, Gebäude an die zu erwartenden Veränderungen anzupassen. Zusätzlich wurde bislang, im Gegensatz zu Vermeidungsmaßnahmen, bei den Kundinnen und Kunden der ausführenden Unternehmen noch wenig Sensibilität hinsichtlich dieser Themenfelder aufgebaut. Es braucht daher neue Kommunikations- und Unternehmensstrategien, um die Themen an die zukünftigen Nutzerinnen und Nutzer von Gebäuden vermitteln zu können und es somit den Unternehmen zu ermöglichen, Maßnahmen zur Klimawandelanpassung im Bereich Bauen und Wohnen wirtschaftlich umzusetzen.

Handlungsempfehlungen abgeleitet

Transferworkshop zum Thema Klimawandelanpassung im Bereich „Bauen und Wohnen“ bei der KEM-Manager Haupttagung 2016 in St. Lambrecht
Transferworkshop zum Thema Klimawandelanpassung im Bereich „Bauen und Wohnen“ bei der KEM-Manager Haupttagung 2016 in St. Lambrecht

Über die intensive Auseinandersetzung der Projektteilnehmenden mit den vielfältigen Problemstellungen in diesem Themenbereich wurden unterschiedliche Lösungsansätze sowie die Herausforderungen für deren Umsetzung erarbeitet und diskutiert. Daraus konnten Handlungsempfehlungen abgeleitet werden, welche in der zukünftigen unternehmerischen sowie wissenschaftlichen Tätigkeit zu neuen Ansätzen führen werden. Ergebnisse aus dem Projekt werden bei der internationalen Tagung „e-nova 2016" an der FH-Burgenland am 24./25. November 2016 in Pinkafeld vorgestellt sowie nach Projektende im Zuge der Berichtslegung veröffentlicht. Eine Nutzung des erarbeiteten Qualifizierungskonzeptes in Form von Schulungen und Weiterbildungen ist derzeit in Arbeit. Weitere Informationen zu den Projektergebnissen und geplanten zukünftigen Tätigkeiten sind unter dem unten stehenden Link verfügbar. (November 2016)

Weiterführende Informationen

Kurztitel: ClimaNET

Langtitel: Qualifizierungsnetz für Klimawandelanpassung im Themenbereich „Bauen und Wohnen" (neue Technologien & Geschäftsfelder)

Programm: Forschungskompetenzen für die Wirtschaft, 2. Ausschreibung Qualifizierungsnetze

Dauer: 01.11.2014 – 31.12.2016

Konsortialführer: 4ward Energy Research GmbH

Kontaktperson: DI Dr. Hermann Edtmayer

Projekt- und KooperationspartnerInnen: Karl-Franzens-Universität Graz, Wegener Center für Klima und globalen Wandel, Weizer Energie- Innovations- Zentrum GmbH, Dipl.-Ing. Dr. Alfred Rastädter e.U., Ökoplan Energiedienstleistungen GmbH, Stadtwerke Hartberg Energieversorgungs GmbH, Stadtwerke Hartberg E-Installationen GmbH, Weitzer Holding GmbH, Innoplan e.U., B/A/U/Vision Projektmanagement GmbH, Spitzer GesmbH, Reiterer & Scherling GmbH, Impulszentrum Vorau GmbH

Kontakt: Hermann Edtmayer, 4ward Energy Research GmbH, Reininghausstraße 13A / EG / 17, 8020 Graz, +43 664 889 29 638, hermann.edtmayer@4wardenergy.at, www.4wardenergy.at