Entwurf des Hochwasserrisikomanagementplans RMP2021

Am 25. Februar 2021 wurde via Videokonferenz der Entwurf des neuen Hochwasserrisikomanagementplans für Österreich der Öffentlichkeit vorgestellt. Neben dem eigentlichen Plan wurden auch das Hochwasserrisiko in Österreich neu bewertet und Gefahren- und Risikokarten erstellt. Noch bis 22. Juni 2021 können Stellungnahmen dazu abgegeben werden.

In früheren Zeiten waren es die Ernährungssicherheit und die Siedlungsentwicklung, die im Zentrum des Hochwasserschutzes standen. Durch Regulierungen und Begradigungen versuchte man die periodisch wiederkehrenden Wassermassen in Griff zu bekommen. Danach rückte die Ökologie weiter in den Mittelpunkt und man sprach von einem ökologisch orientierten Hochwassermanagement. Bis heute hat sich der Blick noch weiter geöffnet: Ein integrales Hochwasserrisikomanagement berücksichtigt alle Maßnahmen des Risikokreislaufs. Es umfasst nicht nur den Schutz von Siedlungsraum, Infrastruktur und Ökologie, sondern sichert auch die Erholungsfunktion und orientiert sich an den Kriterien der Nachhaltigkeit und Anpassungsfähigkeit.

Grundlage für den Hochwasserrisikomanagementplan Österreichs ist die EU Hochwasserrichtlinie. Diese sehr flexibel gestaltete Richtlinie ermöglicht es den einzelnen europäischen Staaten, maßgeschneidert die darin enthaltenen Agenden umzusetzen. In Österreich wurde das Hochwasserrisiko neu bewertet, Gefahren- und Risikokarten erstellt und der eigentliche Hochwasserrisikomanagementplan entworfen.

Für die Neubewertung des Hochwasserrisikos wies die Arbeitsgruppe Gebiete mit potentiell signifikantem Risiko aus – sogenannte „areas of potential significant flood risk“ (APSFR). Ein Gebiet ist dann ein APSFR-Gebiet, wenn es mindestens 500 potentiell Betroffene in einer 300-jährlichen Überflutungsfläche gibt. Es wurde eine bundesweit einheitliche Analyse durchgeführt, die unter anderem auf den Gebäude- und Wohnungsbestand, das Bauland, Schutzgebiete, Altlasten, Gemeindegrenzen, Infrastruktur, HQ300 Überflutungsflächen sowie historische Ereignisse und regionales Wissen zurückgegriffen hat. Als Ergebnis wurden 416 Risikogebiete in 772 Gemeinden beziehungsweise Wiener Gemeindebezirken ausgewiesen, entlang von rund 3.000 Flusskilometern.

In den Gefahren- und Risikokarten stellte man mögliche Gefährdungen von und Risiken für Menschen, Umwelt, Kulturerbe und Wirtschaftsbetrieben für diese 416 Risikogebiete dar. Die Karten sind abgestimmt auf die Bedürfnisse unterschiedlicher Nutzendengruppen und enthalten hilfreiche Hinweise für die Anwenderinnen und Anwender (siehe Abbildung 1). Zu finden sind sie Karten im WISA WebGIS.

Abbildung 1: Beispiel für unterstützende Hinweise im WISA betreffend der Auswirkung unterschiedlicher Fließgeschwindigkeiten

Der derzeit vorliegende Entwurf des Hochwasserrisikomanagementplans RMP2021 wurde entsprechend den Vorgaben der EU Hochwasserrichtlinie sowie des Wasserrechtsgesetzes erstellt. Kernelement des RMP2021 sind 36 Maßnahmenoptionen inklusive Handlungsempfehlungen für die 416 Risikogebiete. Diese Maßnahmen berücksichtigen den gesamten Risikokreislauf und beinhalten

  • bauliche Maßnahmen wie Hochwasserschutzdämme und Rückhaltebecken,
  • nicht-bauliche Maßnahmen der Planung wie Raumordnung, Bauordnung, Katastrophenschutz,
  • nicht-bauliche Maßnahmen der land- und forstwirtschaftlichen Bewirtschaftung sowie
  • Informationsweitergabe und Bewusstseinsbildung.

Der Hochwasserrisikomanagementplan ist als strategisches, übergeordnetes Planungsinstrument zu verstehen, dessen Inhalte in regionale und lokale Abläufe integriert werden sollen. Bei der Erstellung wurden unter anderem auch mögliche Auswirkungen des Klimawandels, von Oberflächenabflussprozessen sowie die Maßnahmen des Nationalen Gewässerbewirtschaftungsplans berücksichtigt. In Bezug auf den Zusammenhang mit dem Klimawandel wurden folgende Studienergebnisse herangezogen (siehe RMP2021, Seite 52 – 53):

  • In den letzten drei Jahrzehnten haben in etwa in 1/5 der österreichischen Einzugsgebiete die Hochwasser zugenommen. Studien zwischen 2010 bis 2017 bestätigen diesen Trend und sprechen von einer Verschärfung der Hochwasserproblematik. Besonders betroffen sind kleinere Einzugsgebiete nördlich des Alpenhauptkammes.
  • Zu beobachten ist eine leichte Verlagerung in Richtung Winterhochwasser. Gründe dafür sind Veränderungen der Niederschlagsform und eine Zunahme an Winterniederschlägen. Die Häufigkeit von Winterhochwasser steigt stärker an als von Sommerhochwasser, besonders im Inn- und Mühlviertel.
  • Generell steigt die Variabilität des Abflusses. Abflussmengen im Hochwasserfall (HQ100) werden sich im Bereich von -5 % bis +8 % verändern.
  • Es ist von einer Zunahme von intensiveren Niederschlägen auszugehen, die Häufigkeit starkniederschlagsrelevanter Zugbahnen dürfte in den nächsten Jahrzehnten jedoch konstant bleiben.
  • Intensive, meist kleinräumige Niederschläge können auch fernab von Gewässern in Form von pluvialem Hochwasser zu Infrastrukturschäden und Gefahren für Menschen führen. Hochwasser durch Oberflächenabfluss ist somit ein Thema, welches im Zusammenhang mit dem Klimawandel einer verstärkten Aufmerksamkeit bedarf.

Aktuell läuft ein Beteiligungsprozess zum Entwurf des Hochwasserrisikomanagementplans, bei dem noch bis 22. Juni 2021 Stellungnahmen abgegeben werden können. Bereits im Jänner 2021 erhielten alle österreichischen Gemeinden ein Faktenblatt, in welchem die lokalen Gebiete und hydrologischen Prozesse inklusive Kennzahlen und möglichen Maßnahmen beschrieben sind. Wer immer sich angesprochen fühlt, ist dazu eingeladen, Anmerkungen zum RMP2021 und zum Planungsprozess mitzuteilen. Stellungnahmen sind in schriftlicher Form an das Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus, Sektion 1 – Wasserwirtschaft, Stubenring 1, 1010 Wien oder per E-Mail an hochwasserrichtlinie@bmlrt.at zu richten. Eine Veröffentlichung der Letztfassung ist für Ende 2021 geplant. (MO, April 2021)