EU Report: Naturbasierte Lösungen und ihr Potenzial im Kampf gegen den Klimawandel

Naturbasierte Lösungen zählen laut der Studie "Nature-based solutions in Europe: Policy, knowledge and practice for climate change adaptation and disaster risk reduction" (EEA) zu den effizientesten Wegen, um Herausforderungen des Klimawandels zu bewältigen. Ein solcher Ansatz bringt viele Vorteile: Naturbasierte Lösungen verringern den Druck auf die biologische Vielfalt, unterstützen die menschliche Gesundheit und den Aufbau einer nachhaltigen Wirtschaft und reduzieren Treibhausgasemissionen.

Der Klimawandel und Biodiversitätsverlust hängen unweigerlich zusammen. Bei fortschreitender Zerstörung von Ökosystemen steht die Gesellschaft vor großen Herausforderungen. Die Auswirkungen bedrohen die wirtschaftliche und soziale Stabilität sowie die Gesundheit und das Wohlbefinden der Bevölkerung. Im Global Risk Report 2020 von der Stiftung Weltwirtschaftsforum zählen Umweltrisiken wie Klimawandel und Artensterben, Naturgefahren sowie das Scheitern in der Klimawandelanpassung zu den fünf wahrscheinlichsten Risiken der nächsten zehn Jahre. (WEF, 2020)

Naturbasierte Lösungen bringen’s!

Intakte Ökosysteme mit ihren vielfältigen Funktionen (Wasser- und Klimaregulierung, Luftreinhaltung, etc.) gelten als wesentliche Bausteine in der Klimawandelanpassung. Gestörte Systeme sind nicht mehr in der Lage, die erforderlichen Leistungen für Mensch und Umwelt zu erbringen. Die Erhaltung, Wiederherstellung und nachhaltige Nutzung von Ökosystemen bilden daher die Basis naturbasierter Lösungen (NBS=nature-based solutions) und gelten als wichtiges Schlüsselinstrument.

Baum in einer Glühbirne

Der Bericht hebt hervor, dass naturbasierte Lösungen zwar zunehmend Eingang in internationale beziehungsweise EU-weite Strategien und Pläne finden – hier nennenswert die EU-Biodiversitätsstrategie 2030 – es ist aber noch viel Potenzial nach oben und könnte noch intensiver verbreitet werden.

Anhand von mehreren Beispielen zeigt der Bericht auf, wie Regionen Europas naturbasierte Lösungen Schritt für Schritt in die Praxis umsetzen. In Flusstälern und Hochebenen wird die Natur so wiederhergestellt, sodass Hochwasserrisiken flussabwärts zunehmend verringert werden. In Küstenregionen hilft die natürliche Vegetation Gebiete zu stabilisieren, während Wiederaufforstungen immer mehr zur Speicherung von Kohlenstoff genutzt werde. In Zeiten steigender Hitze- und Dürreperioden wird auch in Städten die Natur zurückgebracht: Flächen werden begrünt sowie Kanäle und Flüsse wieder geöffnet, was weitere Vorteile für Gesundheit und Wohlbefinden mit sich bringt. Die Vorteile und Chancen von NBS waren demnach nie relevanter und wichtiger als heute.

Weitere Schlüsselbotschaften aus dem Bericht

  • Die Europäische Umweltagentur (EEA) schlägt vor, eine EU-weite Kartierung von bestehenden sowie potenziellen NBS einzuführen. So können gezielt Gebiete für die Förderung von Ökosystemdienstleistungen identifiziert werden.
  • Bei der Entwicklung und Umsetzung von naturbasierten Lösungen ist die Integration lokaler Stakeholder sowie sozio-ökonomischer und kultureller Faktoren erforderlich, um gesellschaftliche Akzeptanz zu schaffen und die Entstehung von Konflikten zu vermeiden.
  • Des Weiteren müsse es vereinbarte Standards, quantitative Ziele, messbare Indikatoren und Evaluierungsinstrumente für naturbasierte Lösungen geben.
  • Da für die Implementierung von naturbasierten Lösungen oftmals nur unzureichende finanzielle Ressourcen zur Verfügung stehen, müsse ein Schwerpunkt auf die Finanzierung gelegt werden: Die EEA schlägt vor, öffentliche und private Finanzmittel auszubauen und bereitzustellen sowie Anreize für den privaten und öffentlichen Raum zu schaffen. Des Weiteren wird erwähnt, dass ein beträchtlicher Teil der Mittel aus EU-Kohäsionspolitik, der Gemeinsamen Agrarpolitik (CAP) sowie Mittel aus dem LIFE-Programm für die Umsetzung von naturbasierten Lösungen verwendet werden können.
  • Plattformen wie Climate-Adapt können politische Entscheidungstragende, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Anwenderinnen und Anwender beim Wissens- und Kapazitätsaufbau für die Umsetzung und Entwicklung von naturbasierten Lösungen wesentlich unterstützen. (CM, Juni 2021)