Umfassende Klimastrategie für die Stadt Linz

2019 beschloss der Linzer Gemeinderat das 1. Linzer Klimaprogramm mit darin enthaltenen zukunftsweisenden Klimamaßnahmen. Dieses sieht die Erstellung einer Stadtklima-Analyse vor, des Weiteren werden zwei Personalstellen in den Bereichen Stadtklimatologie und Klimakoordination geschaffen. Zusätzlich unterstützt und berät ein aus unabhängigen Fachleuten bestehender Klimabeirat die Stadtpolitik bei der Beurteilung klimarelevanter Projekte. Das oberste Ziel ist, Linz zur Klimahauptstadt Europas zu küren.

Die Klimakrise wird von Jahr zu Jahr stärker bemerkbar, so auch in der oberösterreichischen Wirtschafts- und Industriehauptstadt Linz. Speziell im inneren der Stadt ist das Auftreten von Hitzewellen mit heißen Tagen und Tropennächten eine besondere Herausforderung. Um Maßnahmen im Bereich Klimaschutz- und Klimawandelanpassung ergreifen zu können, wurde ein Klimafonds für die Stadt Linz geschaffen. Der Klimabeirat, ein aus unabhängigen Fachleuten bestehendes Gremium, steht dabei der Stadtpolitik beratend zur Seite.

Bei zukünftigen städteplanerischen Überlegungen ist die Frage der Klimaverträglichkeit ein wesentlicher Punkt. Mit einer Stadtklimaanalyse wird dafür ein wichtiger Grundstein gelegt. In diesem rund einjährigen Prozess, beginnend 2020, wird das Klima der Stadt unterstützt durch die Weatherpark GmbH systematisch erfasst. Das Ergebnis sind sogenannte Planungshinweiskarten (PHK) und Klimaanalysekarten mit Szenarien zur Stadtentwicklung und zum Klimawandel, sowie zur Abbildung aktueller klimatischer Gegebenheiten. Anhand dieser Analysen sollen im Zuge weiterer Maßnahmen Wärmeinseln abgebaut und die städtische Belüftung und Raumplanung optimiert werden. Zusätzlich ist die Anstellung eines ressortübergreifenden Experten bzw. einer Expertin zum Bereich Stadtklimatologie im Magistrat geplant, um mehr Expertise aufzubauen. Darüber hinaus bekennt sich die Stadt zu einer Baumpflanzoffensive: Ziel ist es, in den nächsten 3 Jahre 1.000 Bäume in innerstädtischen Lagen mit einem hohen Versiegelungsgrad zu pflanzen. Die Stadtbevölkerung ist dabei aufgefordert, gewünschte Standorte für die Baumpflanzung bekannt zu geben. In weiterer Folge wird geklärt, ob eine Pflanzung, abhängig von mehreren Faktoren wie Platzangebot, Bodenbeschaffenheit oder Leitungsführung, möglich ist.

Linz ist auch eine von vier Schwerpunktregionen im EU-Projekt Clarity (Integrated Climate Adaptation Service Tools for Improving Resilience Measure Efficiency). Unter der Leitung des AIT – Austrian Institute of Technology – werden sogenannte Climate-Services in Form von Werkzeugen und Dienstleistungen entwickelt, mit Hilfe derer die künftigen negativen Auswirkungen des Klimawandels in Europas Städten in einem mittleren Maßstab analysiert und bewertet werden. Dadurch kann in weiterer Folge die Wirkung und der Nutzen von verschiedenen Anpassungsmaßnahmen zur Minderung lokaler Hitzeinseln für die Stadt Linz herausgefunden werden. Diese Klima-Services sind besonders für jene Organisationen von Nutzen, welche sich mit Stadt- und Raumplanung beschäftigen. Zu Beginn der Studie wurden regionale und stadtweite Klimasimulationen für aktuelle und künftige Klimaperioden durchgeführt. Bereits die ersten Ergebnisse zeigen, dass die jährliche Anzahl an Hitzetagen (Tmax >30 °C) 2021–2050 in der Linzer Innenstadt gegenüber 1971–2000 von rund 10 Tagen auf durchschnittlich 25 Tage zunehmen wird. Die durchschnittliche jährliche Anzahl an Tropennächten steigt im selben Zeitraum von 18 auf 34 Tage an. Um die zunehmende städtische Hitzebelastung mindern zu können, prüfte die Stadt Linz in weiterer Folge die Wirkung von Klimaanpassungsmaßnahmen wie Boden- Entsiegelung, Begrünung und Baumbepflanzung sowie Dach- und Fassadenbegrünung. Anhand von Mikrosimulationen für drei verschiedene Stadtgebiete wurde aufgezeigt, welche Entwicklung in diesen Gebieten mit und ohne Anpassungsmaßnahmen zu erwarten wäre und somit die Wirksamkeit geplanter Entsiegelungs- und Begrünungsmaßnahmen dargestellt. Die Simulationen zeigen, dass z.B. eine Baumreihe an der Westseite des Hauptplatzes die mittlere Strahlungstemperatur um bis zu 12 °C reduzieren könnte.

Der Hitzesommer 2019 hat zuletzt deutlich gemacht, wie notwendig die Umsetzung von Klimawandelanpassungsmaßnahmen in der Stadt Linz ist, um auch zukünftig nicht an Lebensqualität zu verlieren. Dazu braucht es vor allem Visionen, Engagement und Leidenschaft, sowie konsequentes und strategisches Handeln in allen Bereichen und auf allen Ebenen. (CM, April 2020)