Nachfrage nach Wintertourismusangeboten in Österreich nach wie vor ungebremst

Die neueste Studie vom Institut für touristische Raumplanung zeigt die aktuellen Nachfragetrends im Wintersporttourismus in Österreich auf: In der letzten Wintersaison wurde mit mehr als 45 Mio. Nächtigungen ein neuer Rekord gebrochen. Ergänzende Aktivitäten zum klassischen Schilauf etablieren sich zunehmend.

Wenngleich in letzter Zeit Aussagen wie „immer weniger Österreicher/-innen fahren Schi“, „wir sind keine Schination mehr“ und „es geht mit dem Schiurlaub bergab“ kursierten, zeigen die aktuellsten Zahlen einen anderen Trend. Prof. Dr. Volker Fleischhacker hat diese in seiner neuesten Studie zusammengefasst.

In den Jahren 1995/96 bis 2001/02 stieg die Nachfrage nach Wintersportangeboten kontinuierlich an. Sie verhielt sich dann etwas zurückhaltend, erfuhr aber in jüngster Zeit eine Trendwende und zeigte 2015/16 mit 45,19 Mio. Nächtigungen den bisherigen Frequenzhöchststand. In der letzten Wintersaison offerierten 318 österreichische Gemeinden alpinen Wintersport. 101 dieser Gemeinden verfügten über 11 bis 30 Liftanlagen und fielen damit in die Kategorie „groß bis international“. Österreich konnte dadurch seine Position als Marktführer bei den europäischen Wintersporturlauber/-innen festigen. Der Marktanteil im Jahr 2016 lag bei 56 %.

Alpiner Schitourismus ist demnach weiterhin „in“, obwohl es zu Nachfragerückgängen aus den beiden wichtigsten Quellmärkten „Inland“ und „Deutschland“ gekommen ist. Das aktuelle Wachstum resultiert eher aus der Internationalisierung mit Gästen aus der Schweiz, den Niederlanden, Großbritannien, Italien und weiteren zentraleuropäischen Ländern. Seit 1995/96 betrug die Zuwachsrate aus diesen Märkten jährlich etwa + 4,2 % und sie hält weiter an. Mit der Herkunftsstruktur verändert sich jedoch auch das Schneesportverhalten: Immer mehr werden ergänzende Aktivitäten zum Schi- und Snowboardfahren wie Tourenschi, Schneeschuh-, Winterwandern, Langlauf, Wellness, Genussurlaub, Schlittenfahren, Rodelpartien oder Eislaufen nachgefragt.

Einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren für Wintersportorte ist die Größe des Seilbahnangebotes. D.h. es sind v.a. die 20 Top-Wintersport-Resorts, die die Marktführerschaft Österreichs tragen. Sie verbuchten 2015/16 43 % aller Wintersportgästenächtigungen und prägen bzw. beeinflussen in hohem Maße den österreichischen Wintersporttourismus.

Grundvoraussetzung für den alpinen Wintertourismus sind „Frosttage“, also Tage, bei denen die Temperaturen unter 0 °C sinken und an denen Schnee fällt oder Kunstschnee erzeugt werden kann. Im Zeitraum zwischen 1986 und 2010 wurden in Österreich durchschnittlich 135 Frosttage pro Jahr verzeichnet, was in etwa einer Saisonlänge von vier Monaten entspricht. Laut den aktuellsten Klimaszenarien der österreichischen Klimaforschung müssen wir jedoch in naher Zukunft (2021 – 2050) mit einer Abnahme an Frosttagen rechnen. Diese Abnahme bewegt sich in etwa zwischen 20,5 und 24,5 Tagen pro Jahr, je nachdem wie ambitioniert Klimaschutz weiter vorangetrieben wird. Die klimatischen Bedingungen für den alpinen Wintertourismus sind demnach bis zur Jahrhundertmitte zwar gegeben, werden sich aber verschlechtern (vgl. ÖKS15).

Auch wenn die Nachfrage aktuell für die 20 Top-Destinationen sehr gut ist, sollten sich österreichische Wintertourismusgemeinden mittel- bis langfristige Strategien zurechtlegen, um auf veränderte Quellmärkte und Gästewünsche aber auch auf veränderte klimatische Bedingungen zu reagieren. Denn nur so kann Österreichs Vorreiterrolle im alpinen Wintertourismus – sei es mit oder ohne Schnee und sei es durch „große“ oder „kleine“ Wintersportgemeinden – auch zukünftig gesichert werden. (Dezember 2016)