Wasserschatz Österreichs

Wie viel Wasser haben wir, wie viel brauchen wir? Eine neue Studie von Umweltbundesamt, BOKU Wien und Ingenieurbüro DI Holler im Auftrag des BMLRT zeigt erstmals österreichweit regionale Herausforderungen in der Wasserverfügbarkeit bis 2050.

Foto Wasserfall

Österreich verfügt über große Wasservorkommen und zählt zu den wasserreichsten Regionen der Welt. Quellen, Wasserfälle, eindrucksvolle Gebirgsbäche, Flüsse und Seen prägen häufig das Landschaftsbild. Diese Wasservorkommen und das nicht sichtbare Grundwasser sind wesentliche Grundlagen für die Trinkwasserversorgung, die Sicherung der landwirtschaftlichen Produktion sowie für Industrie, Gewerbe und den Tourismus. Die Studie Wasserschatz Österreichs liefert die nötigen Daten und Fakten, um die Grundwasserressourcen langfristig zu schützen und nachhaltig zu nutzen.

Damit hat das Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus (BMLRT) die Erarbeitung detaillierter Fachgrundlagen für die wasserwirtschaftliche Planung und für Vorsorgemaßnahmen beauftragt. Sie zeigen den derzeitigen Wasserbedarf in ganz Österreich und die Entwicklungen in den nächsten 30 Jahren im Lichte des Klimawandels. Über zwei Jahre haben Expert:innen des Umweltbundesamts, der Universität für Bodenkultur (BOKU) Wien und des Ingenieurbüros DI Holler dafür in einem breiten Prozess, unter Einbindung der neun Bundesländer und aller relevanten Stakeholder, an der Studie gearbeitet.

Grundwasser im Fokus

Aufbauend auf den aktuellen Nutzungen und verfügbaren Ressourcen wurden in der Studie Wasserschatz Österreichs Szenarien der Grundwassernutzung für den Zeithorizont 2050 entwickelt. Für die Abschätzung einer realistischen Bandbreite der möglichen künftigen Auswirkungen des Klimawandels auf Wasserressourcen und Bedarfsänderungen wurden wissenschaftlich anerkannte Klimaszenarien für Österreich (ÖKS15) mit den Auswirkungen möglicher sozioökonomischer Veränderungen wie etwa Bevölkerungsentwicklung oder Veränderungen in der Landwirtschaft und Industrie miteinander verschnitten und regional differenziert für ganz Österreich dargestellt.

Der gesamte jährliche Wasserbedarf in Österreich liegt derzeit bei etwa 3,1 Milliarden Kubikmeter. Rund 60 Prozent - das sind etwa 1,9 Milliarden Kubikmeter – werden aus Oberflächengewässern entnommen. Der überwiegende Anteil davon wird als Kühlwasser für Industrie und Gewerbe genutzt,

das in der Regel ortsnah wieder in die Gewässer rückgeführt wird. Rund 40 Prozent des gesamten Wasserbedarfes – ca. 1,2 Milliarden Kubikmeter – werden aus dem Grundwasser gedeckt, auf dem auch das Hauptaugenmerk der Studie liegt.

Faktor Klimawandel

Der Klimawandel hat schon heute Einfluss darauf, wie viel Wasser zur Verfügung steht und wie viel gebraucht wird. Trockenperioden wie in den Jahren 2003, 2015 und 2018 und Extremwetterereignisse, wie länger andauernde Hitzeperioden oder Starkregenereignisse, nehmen zu. Der Anstieg der Lufttemperatur und die damit verbundenen Änderungen bei den Niederschlägen, der Verdunstung und der Vegetationsperiode wirken sich unmittelbar auf die Wasserressourcen aus. Generell rechnet man für Österreich mit einer saisonalen Verlagerung der Niederschläge, einer Niederschlagszunahme im Winter und Frühjahr und Abnahme im Sommer und Herbst. Diese Änderungen können regional jedoch sehr unterschiedlich ausgeprägt sein.

Foto Trockenheit in der Landwirtschaft

Wasserbedarf nimmt bis 2050 deutlich zu

Die Wasserschatz Studie zeigt, dass der Wasserbedarf für die Wasserversorgung, inklusive Trinkwasser, aktuell zur Gänze aus dem Grundwasser über Brunnenentnahmen und Quellnutzungen gedeckt wird. Der aktuelle Wasserbedarf für die Wasserversorgung von 753 Millionen Kubikmeter pro Jahr wird sich bis 2050 um 11 bis 15 Prozent erhöhen. Das führt österreichweit zu einem künftigen Wasserbedarf von 830 bis 850 Millionen Kubikmeter pro Jahr. In einzelnen Gemeinden kann der Bedarf um bis zu 50 Prozent steigen, wobei sich Bevölkerungszunahme und Klimawandel am stärksten auswirken.

Österreichweit ist der Anteil der landwirtschaftlichen Bewässerung am gesamten Wasserbedarf mit rund 69 Millionen Kubikmeter pro Jahr gering und auf wenige Regionen in Ostösterreich und zeitlich auf die Vegetationsperiode konzentriert. Bis 2050 ist beinahe von einer Verdoppelung des Bedarfes auszugehen. Industrie und Gewerbe ist mit etwa 2.210 Millionen Kubikmeter pro Jahr mit Abstand der Sektor mit dem größten Wasserbedarf. Die überwiegend für Kühlzwecke genutzten Entnahmen erfolgen zu rund 84 Prozent aus dem Oberflächenwasser, das ortsnah rückgeführt wird. Die Entnahmen aus Brunnen betragen etwa 330 Millionen Kubikmeter pro Jahr. Bis 2050 wird mit geringen Bedarfsveränderungen gerechnet.

Grundwasserressourcen zunehmend unter Druck

Aktuell kann der Bedarf aus dem Grundwasser nachhaltig gedeckt werden. Durch die Auswirkungen des Klimawandels könnten die verfügbaren Grundwasserressourcen in Österreich bis 2050 um bis zu 23 Prozent von derzeit 5,1 Milliarden Kubikmeter auf 3,9 Milliarden Kubikmeter abnehmen. Für den Zeithorizont 2050 ergibt ein angenommenes Klimawandelszenario mit abnehmenden Jahresniederschlägen, dass in einigen Regionen Österreichs die Ausnutzungsgrade der Grundwasserressourcen weiter steigen und die Anzahl der Gebiete mit sehr hoher Ausnutzung zunehmen werden. Ohne entsprechende gegensteuernde Maßnahmen könnte der künftige Bedarf in einigen Regionen die verfügbaren Ressourcen sogar übersteigen.

Neue Zukunftsplattform Wasser

Um die Wasserressourcen Österreichs effizient zu nutzen und die Folgen des Klimawandels einzuplanen, setzt das BMLRT auf Dialog. Gemeinsam mit den Bundesländern, Stakeholdern und Sozialpartner:innen werden die Ergebnisse der Studie in der neuen Zukunftsplattform Wasser diskutiert und konkrete Maßnahmen erarbeitet, auch auf regionaler Ebene. Denn Wissen ist der Schlüssel zum Handeln, um die Wasserversorgung auch künftig in allen Regionen Österreichs sicherzustellen (HL für das Projektteam, PK; Oktober 2021).