Crowdfunding für Grund und Boden

Land kaufen, um es zu retten: Genau das wollen zwei aktuelle Crowdfunding-Aktionen in den französischen Alpen. Ein Verein sammelt Geld, um einen Bauernhof zu kaufen und gemeinschaftlich zu bewirtschaften. Ein anderer Verein möchte über Crowdfunding eine Naturlandschaft von 490 Hektar erwerben, um diese zu erhalten.

„Ja sagen zu einer qualitativ hochwertigen Nahversorgung heute und für zukünftige Generationen“, ist das Motto des Vereins „La ferme associative du Pays du Mont Blanc“ in Haute-Savoie/Frankreich. Auf seiner Homepage wirbt der Verein um finanzielle Unterstützung seiner ambitionierten Idee: Ein Bauernhof soll gekauft und gemeinschaftlich bewirtschaftet werden mit dem Ziel, landwirtschaftliche Nutzflächen vor der Urbanisierung zu schützen. Die Pläne reichen von Gemüseanbau und Forstwirtschaft bis zu einem Obstgarten mit alten Sorten. Viele weitere Ideen wie Bildungsaktivitäten oder Camping auf dem Bauernhof sind geplant. Einen Teil der nötigen Mittel von 376.600 Euro werden durch Bürgerkredite und die Vereinigung «Nature et Progrès» gedeckt, der Rest soll mittels Crowdfunding finanziert werden. Dieses Finanzierungs-Modell dient als Prototyp und soll künftig auch in anderen Gebieten zur Anwendung kommen.

Der Fortbestand dieser Landwirtschaft in Haute-Savoie/F und viele neue Vermarktungs-Ideen werden durch Crowdfunding möglich.

Einem anderen französischen Verein (ASPAS) im Vercors-Gebirge geht es um den Schutz von Wildtieren. ASPAS (Association pour la Protection des Animaux Sauvages) erwirbt Naturlandschaft im Ausmaß von 490 ha, um diese zu erhalten. Etwa ein Viertel der benötigten 2,35 Millionen Euro für das geplante Wildtierreservat soll über Crowdfunding finanziert werden. Das Gebiet weist aufgrund seiner abgeschiedenen Lage und der großen, sehr alten artenreichen Waldflächen, bestehend aus zahlreichen standorttypischen Gehölzen und einer Vielzahl an Schmetterlings- und Orchideenarten ein hohes Schutzniveau auf.

Die im Rahmen dieser beiden Projekte gesammelten Geldsummen verdeutlichen das Interesse der Bürgerinnen und Bürger an der Erhaltung von Kultur- und Naturlandschaften in den Alpen.

Dass Crowdfunding auch für die Finanzierung kleinerer nachhaltiger Projektideen geeignet ist, zeigen zahlreiche Beispiele österreichischer Crowdfunding-Plattformen, die auf Nachhaltigkeit, Klimawandel oder Gemeinwohl fokussieren. So z.B. die Plattform „Greenrocket“ oder „Crowdfunding für Gemeinwohl“. Unter der Projektidee „Klimawandel im Paradiesgartl“ ist man mit einem Beitrag von nur 10 € dabei, einen Marillengarten in der Wachau so aufzurüsten, dass er dem Klimawandel standhält. Es geht dabei um die Herstellung einer Regenwasserzisterne, mit der das Dachwasser der neuen Hütte für die Bewässerung der Jungbäume verwendet wird. Die letzten, extrem trockenen Jahre machten das Projekt notwendig.

Marillengarten in der Wachau, wo durch das Crowdfunding-Projekt „Klimawandel im Paradiesgartl“ eine klimafitte Bewässerung errichtet werden soll.

„In unserem Obstgarten haben wir in den letzten 5 Jahren fast 300 Bäume neu gepflanzt. Wir setzen auf Bodenschonung und Humusaufbau und arbeiten ohne chemisch-synthetische Spritz- und Düngemittel, auch nicht mit jenen, die im BIO-Obstbau erlaubt wären. Wir wollen zeigen, dass so etwas geht. Das ist unser Beitrag zum Gemeinwohl,“ so der Projektbetreiber Herbert Szyhska. Wer mehr als 10 € beitragen möchte, bekommt ein Obstgenusspaket als Dankeschön geliefert. Die Finanzierungsschwelle ist fast erreicht, bis 4. Juni konnte noch unterstützt werden. (Juni 2019)