Stadtplanungs-Tool berechnet Wirkung von Anpassungsmaßnahmen

Die Stadtplanung sollte mögliche Folgen der klimatischen Entwicklung für Infrastrukturen und die Bevölkerung berücksichtigen. Keine leichte Aufgabe, da Zusammenhänge komplex sind. Ein neues Online-Werkzeug ermöglicht ein schnelles Screening von Hitze- und Starkniederschlagsszenarien sowie die Wirkung von Anpassungsmaßnahmen für über 400 Städte in ganz Europa - auch für kleinere Bezirksstädte. Linz war als Modellstadt im Projekt dabei.

Gerade im städtischen Gebiet ist die zukünftige Entwicklung eine wichtige Grundlage für Bebauungsentscheidungen. Um die Bewertung von Klimarisiken und Anpassungsmaßnahmen in der Stadtplanung zu vereinfachen, wurde im EU Horizon2020-Projekt CLARITY ein IT-System entwickelt. Mit diesem Online-Tool können die Auswirkungen der Klimakrise auf über 400 Städte in ganz Europa analysiert und in Folge systematisch berücksichtigt werden. Ziel dabei ist eine moderne, zielgerichtete und nachhaltige Stadtplanung.

Tool berechnet Wirkung von Anpassungsmaßnahmen

Das neu entwickelte Climate Screening Tool berechnet die klimatische Entwicklung einer Stadt mit und ohne Anpassungsmaßnahmen. Im ersten Schritt stehen die Entwicklung der Hitzebelastung sowie Starkregenfälle im Fokus. Im zweiten Schritt kann die Wirkung verschiedener Gegenmaßnahmen simuliert werden. Beispielsweise kann berechnet werden, wie stark eine Maßnahme wirkt, wenn sie auf 20 % des Stadt- oder Projektgebiets angewendet wird. Das Ergebnis zeigt, wie stark eine Maßnahme den Risiken entgegenwirkt. Das Screening basiert auf EU-weit verfügbarer Open Data. 

Das AIT (Austrian Institute of Technology) ist federführend im Projekt CLARITY involviert. Eine der Modellstädte ist Linz. Ohne Gegenmaßnahmen zeigt die Simulation eine Zunahme der mittleren jährlichen Zahl an Hitzetagen von 10 Tagen (im Zeitraum 1971-2000) auf durchschnittlich 25 Tage (2021-2050). Im selben Zeitraum steigen die Tropennächte von 18 auf durchschnittlich 34 Tage. Die Analyse für Linz zeigt, dass die Gegenmaßnahmen (Bodenentsiegelung, Begrünung, Baumpflanzung) die Hitzeentwicklung reduzieren können.

Nebeldusche im Park

Auch andere europäische Städte sind im Projekt beteiligt (Simulationen erstellt), wie etwa Stockholm (Schweden) und Neapel (Italien). Die Berechnungen können auf mehr als 400 städtische Gebiete angewendet werden – und zwar nicht nur für großstädtische Regionen sondern auch für kleinere Bezirksstädte. Innerhalb von 15 Minuten kann ein zukünftiger städtischer Wärmeinseleffekt abgeschätzt werden. Dies macht das Modell als Instrument für eine erste Abschätzung der Klimarisiken in frühen Projektphasen sehr nützlich.

Beispielhafte Lösungen auf Online-Plattform

Die Online-Plattform „MyClimateServices“ ermöglicht das schnelle Screening auf eigene Faust. Mehrere Videos erklären die Möglichkeiten des Tools. Erweitert wird das Angebot der Plattform mit Studien und beispielhaften Lösungsvorschlägen aus verschiedenen Städten. Weiters gibt es eine große Palette an Anpassungsoptionen. Jede dieser Anpassungsmaßnahmen beschreibt nicht nur die Maßnahme selbst sondern enthält Informationen zu Kosten, Co-Benefits (wie ästhetischer Wert, Luftqualität, Wirkung auf die Biodiversität und vieles mehr) sowie lokalen Effekten (wie Albedo, Einfluss auf die Oberflächentemperatur und weitere). Abgerundet wird das Angebot mit einem „MyClimateServices Marketplace“ als Plattform zur Vernetzung von Expertinnen und Experten sowie Stadtplanerinnen und -planern. (AS, Dezember 2020)