Geht’s der Wirtschaft gut…

…geht’s uns allen gut, sagt ein bekannter Werbespruch. Über die Richtigkeit dieser Aussage kann man freilich streiten. Was aber, wenn Betriebe und ihre Wirtschaftsleistung zunehmend von extremen Wetterereignissen betroffen werden? Ein Leitfaden aus Deutschland zeigt, welche Chancen, Risiken und Handlungsmöglichkeiten der Klimawandel für Gewerbebetriebe bringt.

Zuckerfabrik Tulln

Erfolgreiche Betriebe sind wichtig für eine Region, um Arbeitsplätze, wirtschaftlichen Wohlstand und Fortschritt zu sichern. Dies darf jedoch nicht Zulasten der Umwelt geschehen. In Sachen Klimaschutz bemühen sich Gewerbebetriebe zunehmend, Maßnahmen zur Energieeffizienz umzusetzen. Das ist auch gut so, denn Gewerbebetriebe tragen wesentlich zu den Treibhausgas-Emissionen in Österreich bei. Im Jahr 2015 hat der Energie- und Industriesektor rund 37 % aller klimaschädlichen Gase in Österreich ausgestoßen.

Energie- und Industrieunternehmen tragen daher eine große gesellschaftliche Verantwortung zum Klimaschutz. Maßnahmen zum Klimaschutz bringen aber nicht nur für die Umwelt Vorteile, sondern auch für Gewerbebetriebe und Unternehmen: Eine höhere Energieeffizienz senkt die Energiekosten, und Imageverbesserungen sowie eine gesteigerte Wettbewerbsfähigkeit wirken sich positiv auf die Unternehmenszahlen aus.

Vorteile für klimaangepasste Betriebe

Trotz aller Bemühungen, den Treibhausgasausstoß zu senken, ist zusätzlich dazu die Anpassung an die Folgen des Klimawandels heute schon gefragt, damit Betriebe besser auf extreme wetterbedingte Ereignisse vorbereitet sind. Die StädteRegion Aachen im deutschen Bundesland Nordrhein-Westfalen hat einen Leitfaden entwickelt, um Unternehmen eine Hilfestellung bei der Klimawandelanpassung zu bieten. Die Vorteile für die Unternehmen liegen klar auf der Hand: Ausgereifte Notfallpläne und andere Vorkehrungen für extreme Wetterereignisse helfen, Schäden bei unerwarteten wetterbedingten Ereignissen gering zu halten. Dies erhöht die Sicherheit des Personals und verhindert Produktionsausfälle. Neue Marktperspektiven eröffnen sich durch sich verändernde Bedingungen und können technische Innovationen hervorbringen. Nicht zuletzt genießen Betriebe, die sich für Klimaschutz und Klimawandelanpassung einsetzen, eine Imageverbesserung.

Deckblatt des Leitfadens

Welche Chancen und Risiken bestehen für Betriebe durch den Klimawandel?

Der Leitfaden stellt in verständlicher Sprache und mit anschaulichen Grafiken dar, mit welchen Chancen und Risiken Gewerbebetriebe durch die Klimaveränderung in Zukunft rechnen müssen. Er streicht heraus, dass frühzeitige Anpassung dabei hilft, Standortsicherheiten zu schaffen und Wettbewerbsvorteile gegenüber weniger angepassten Unternehmen zu sichern. Um dies zu erreichen, stellt der Leitfaden technische, organisatorische und bauliche Maßnahmen vor. Insbesondere die Zunahme von unvorhersehbaren Extremereignissen wie Stürme und Starkregen werden als Risiko bewertet. Sie können zu Personenschäden sowie Schäden an Materialien und Objekten führen, Räumungs- und Wiederherstellungskosten verursachen, die Produktion behindern sowie zu Lieferengpässen beitragen, wenn wichtige Verkehrswege beschädigt oder blockiert werden. Chancen wiederum können u. U. durch verminderte Sommerniederschläge und den Temperaturanstieg entstehen. 

Anpassungsziel: Anfälligkeit mindern

Da sich auf Gewerbeflächen meist Produkte und Immobilien mit hohem Sachwert befinden, ist das Schadenspotential im Falle eines Extremereignisses entsprechend hoch. Die Anfälligkeit gegenüber Klimawandelfolgen wird darüber hinaus vom Standort, den betrieblichen Prozessen und den baulichen Gegebenheiten beeinflusst. Der Leitfaden beschreibt, welche Branchen besonders verwundbar sind und welche Trends dies verstärken. Schneelast, Massenbewegungen, Hitze, Dürre und weitere relevante witterungsbedingte Faktoren werden in Bezug auf Gewerbebetriebe beschrieben und mögliche Gegenmaßnahmen aufgezeigt. Ein praktisches Hilfsmittel ist der sogenannte „AnfälligkeitsCheck“. Dieser Fragebogen ist auf der Projektwebsite abrufbar und hilft dabei, die Verwundbarkeit des eigenen Betriebs einschätzen zu können. Darauf aufbauend können bauliche und organisatorische Maßnahmen zur Anpassung geplant werden.

Tabelle zum Ergebnis des individuellen „AnfälligkeitsChecks“
Ergebnis des individuellen „AnfälligkeitsChecks“

Kosten reduzieren durch sorgfältige Planung und Kooperation

Empfohlen wird im Leitfaden, die Kosten und Nutzen von Anpassungsmaßnahmen sorgfältig abzuwägen und Synergien zu nutzen. Eine klug geplante Maßnahme kann durchaus mehrere positive Wirkungen haben, jedoch sollte die Planung auch berücksichtigen, andere Gefahrenbereiche nicht zu verstärken. Beispielsweise könnte die Errichtung eines Windschutzwalls im Sommer zu einem Hitzestau führen. Ein Kapitel des Leitfadens geht speziell auf Chancen, Herausforderungen und nötige Voraussetzungen zu betrieblichen Kooperationen ein. Besonders für größere Planungen und Investitionen empfiehlt sich, Kooperationen mit benachbarten Betrieben in Erwägung zu ziehen. So können Kosten für Planung und Umsetzung für das einzelne Unternehmen gering gehalten werden, wenn beispielsweise ein neues Kühlsystem oder mobile Hochwasserschutzwände installiert werden sollen.

Leitfaden als Orientierung für betriebliche Klimawandelanpassung

Der Leitfaden hilft dabei, einen Überblick über mögliche Klimawandelfolgen zu bekommen und die Anfälligkeit des eigenen Betriebs abzuschätzen. Auch für österreichische Betriebe eignet sich der Leitfaden als Annäherung an das Thema Anpassung. Insbesondere der „AnfälligkeitsCheck“ auf der Projektwebsite ist eine wichtige Hilfestellung. Die vorgestellten Maßnahmen zeigen konkrete Handlungsmöglichkeiten auf. Insofern trägt der Leitfaden dazu bei, dass es der Wirtschaft auch unter einem veränderten Klima gut geht – und somit hoffentlich uns allen. (Dezember 2017)