Global Tipping Points Report 2025
Forschende beobachten ein erstes Kippen des globalen Klimasystems: Das großflächige Absterben von Korallenriffen. Im neuen Bericht „Global Tipping Points Report 2025“ warnen 160 Klimaforschende aus 23 Ländern davor, dass die starke Erwärmung unseres Planeten auch weitere Kipppunkte erreichen könnte.
Korallensterben als erster erreichter Kipppunkt
Tropische Korallenriffe reagieren äußerst empfindlich auf steigende Temperaturen. Die Temperaturschwelle für diesen Kipppunkt liegt bei 1,2 Grad – und ist bei der derzeitigen Erderwärmung von etwa 1,4 Grad schon überschritten. Selbst in dem unwahrscheinlichen Fall, dass die Erwärmung auf 1,5 Grad begrenzt werden würde, könnte der Verlust vieler Riffe kaum noch aufgehalten werden. Hoffnung auf Erholung besteht nur, wenn die globale Temperatur langfristig wieder auf etwa 1 Grad sinkt – was aus heutiger Sicht kaum realistisch ist.
Korallenriffe gehören zu den artenreichsten Lebensräumen der Erde. Ein Viertel aller Meeresarten hängt direkt oder indirekt von ihnen ab. Der Zusammenbruch der Riffe wirkt sich direkt auf mehrere Bereiche aus: Fischbestände gehen zurück, wirtschaftliche Einnahmen aus dem Tourismus brechen ein und die Artenvielfalt im Meer nimmt drastisch ab. Darüber hinaus steigt besonders für Inselstaaten ohne den natürlichen Schutz der Riffe die Gefahr durch Sturmfluten.
Die Erde steuert auf mehrere Kipppunkte zu
Der Bericht geht davon aus, dass sich die globale Durchschnittstemperatur in den kommenden Jahren um 1,5 Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit erhöht haben wird. Damit werden weitere Klimakipppunkte erreicht werden, die mit weitreichenden Folgen verbunden sind. Der Amazonas-Regenwald ist beispielsweise durch eine Kombination aus klimabedingten Dürren und Abholzung gefährdet. Die Schwelle, an der ein weitreichendes Absterben droht, liege niedriger als bislang angenommen – nämlich bei den schon fast erreichten 1,5 Grad. Darüber hinaus könnte die Atlantische Umwälzströmung (AMOC) ebenfalls schon bei einer Erderwärmung von unter zwei Grad kollabieren. Dies würde in Nordwesteuropa zu deutlich harscheren Wintern führen und unter anderem die Bedingungen für die Landwirtschaft in großen Teilen stark verändern – mit drastischen Folgen für die weltweite Ernährungssicherheit. Prognosen zur Entwicklung des Strömungssystems gelten allerdings noch als sehr unsicher.
Kipppunkte in der Klimaforschung
Ein Kipppunkt in der Klimaforschung ist ein kritischer Schwellenwert, bei dessen Überschreiten ein Teil des Erdsystems vergleichsweise plötzlich und oft unumkehrbar in einen neuen Zustand kippt. Ein gekipptes System kann darüber hinaus auch andere Systeme mitreißen und so der Auslöser für weitere Kettenreaktionen sein. Daher stellen Kipppunkte durch ihre abrupte und potenziell irreversible Natur ein besonderes Risiko dar, das sie von anderen Umweltgefahren unterscheidet.
Auch positive Entwicklungen beobachtbar
Neben Kipppunkten im Klimasystem thematisiert der Bericht auch Kipppunkte in Gesellschaften, deren Überschreiten wiederum zu klimafreundlicherem Verhalten führen kann. So sind Erneuerbare Energien global betrachtet oft günstiger als fossile Brennstoffe, und Elektrofahrzeuge verdrängen mehr und mehr Autos mit Verbrennungsmotor. Diese Technologien verändern bereits jetzt die Energiesysteme spürbar. Bestenfalls ergeben sich daraus Kettenreaktionen, etwa zwischen den Bereichen Energie, Verkehr und Heizen. Diese Entwicklungen gilt es durch positive soziale und ökonomische Kippdynamiken zu beschleunigen, um die globale Erwärmung rechtzeitig zu stoppen und zu vermeiden, dass weitere Klimakipppunkte erreicht werden. (SH, 12/2025).
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