Boden als Kernressource in der Anpassung an den Klimawandel

Wie können wir die Ressource Boden besser schützen und nachhaltig nutzen? Der kommunale Bodenschutzplan liefert konkrete Ansätze, um Bodenverbrauch zu minimieren, Zersiedelung einzudämmen und wichtige Funktionen des Bodens zu bewahren. Erfahren Sie mehr zu den vorgeschlagenen Maßnahmen und warum gesunde Böden für unsere Zukunft unverzichtbar sind.

Foto Getreidefeld

Gesunde Böden sind lebenswichtig – für die Produktion von Lebensmitteln, als Lebensraum für unzählige Organismen und als Quelle sauberen Trinkwassers. Auch als natürlicher Hochwasserschutz spielen Böden eine zentrale Rolle: Ein gesunder Boden kann etwa 200 Liter Wasser pro Quadratmeter speichern. Durch Grundwasserneubildung, Naturgefahrenschutz, Vermeidung urbaner Hitzeinseleffekte sowie Kaltluftproduktion und –zufuhr leisten Böden einen sehr wichtigen Beitrag zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels. Böden sind auch wichtige Verbündete im Klimaschutz. In Österreichs Böden sind rund 840 Megatonnen Kohlenstoff gespeichert, das entspricht den nationalen Treibhausgasemissionen von 40 Jahren.

Trotz ihrer Bedeutung nimmt der Verbrauch der endlichen Ressource Boden stetig zu. Der Bodenverbrauch in Österreich ist mit ca. 11,5 ha/Tag (UBA 2022) weiterhin alarmierend hoch ist. Rund die Hälfte der durch menschliche Eingriffe genutzten Flächen ist versiegelt, also mit wasser- und luftundurchlässigen Schichten bedeckt. Dieser zunehmende Bodenverbrauch birgt erhebliche Risiken: Die Wiederherstellung der Bodenfunktionen ist äußerst aufwändig und benötigt mehrere Generationen.

Der kommunale Bodenschutzplan: Maßnahmen für einen verantwortungsvollen Umgang

Um dem zunehmenden Bodenverbrauch entgegenzuwirken, hat der Österreichische Gemeindebund im September 2024 nach einer sechsmonatigen Diskussion den kommunalen Bodenschutzplan verabschiedet. Das kompakte, sechsseitige Dokument umfasst vier Maßnahmenpakete mit dem Ziel, die Ressource Boden nachhaltig und verantwortungsvoll zu nutzen. Hier ein Auszug der im Plan vorgeschlagenen Maßnahmen:

Der Plan sieht unter anderem vor, dass Gemeinden Bauland einfacher rückwidmen können, wenn es innerhalb einer bestimmten Frist unbebaut bleibt – dies gilt auch für hochwassergefährdete oder landwirtschaftlich genutzte Flächen. Um Zersiedelung zu verhindern, sollten verbindliche Siedlungsgrenzen festgelegt werden. Bestimmte Flächen sollen von jeglicher Bebauung ausgeschlossen werden. Gleichzeitig sollen bestehendes Bauland effizienter genutzt und Ortskerne stärker verdichtet werden. Auch die Reaktivierung von Leerständen spielt eine wichtige Rolle: Diese sollen zentral erfasst, saniert und einer neuen Nutzung zugeführt werden. Weitere Maßnahmen umfassen eine höhere Transparenz bei Umwidmungen, die Förderung von Sanierungen und Umbauten bestehender Gebäude sowie die Verbreitung von Best-Practice-Beispielen. Für Neubauten wird eine verpflichtende Integration von Systemen zur Oberflächenversickerung oder -speicherung angestrebt.

Die (Entscheidung über die) Umsetzung der Maßnahmen obliegt teilweise den Gemeinden. Bei vielen Maßnahmen sind diese jedoch nicht beziehungsweise nicht alleine zuständig. Generell bewegt sich die Umsetzung der Maßnahmen im Spannungsfeld zu steigenden Bevölkerungszahlen und dem Bedarf an zusätzlichem Wohnraum und Infrastrukturen.

Die Bodenstrategie für Österreich

Der kommunale Bodenschutzplan bietet einen praktikablen Werkzeugkoffer zur Umsetzung der ebenfalls 2024 verabschiedeten Bodenstrategie für Österreich. Diese wurde im Rahmen der Österreichischen Raumordnungskonferenz (ÖROK) entwickelt und verfolgt das Ziel, die Inanspruchnahme neuer Flächen für Siedlungen und Verkehr sowie die Versiegelung bis 2030 erheblich zu reduzieren. Die Strategie wird gemeinsam von Bund, Ländern, Städten und Gemeinden getragen.

Monitoring: Der Schlüssel zur Bewertung der Maßnahmen

Ob die Maßnahmen dieser Strategien die erhofften Wirkungen zeigen, wird erst durch ein effektives Monitoring sichtbar werden. Seit 2022 errechnet das Umweltbundesamt im Auftrag der ÖROK erstmals mit einer österreichweit einheitlichen Methode Flächeninanspruchnahme und Versiegelung: 2022 waren rund 6,7 % der Landesfläche in Anspruch genommen, davon sind 48% versiegelt. Ende 2025 sollen erstmals detaillierte Aussagen zu Entwicklungstendenzen bzw. Änderungsraten zu Flächeninanspruchnahme und Versiegelung vorliegen, die eine fundierte Bewertung der Maßnahmen ermöglichen.

Boden als Schlüsselressource

Der sorgsame Umgang mit der Ressource Boden bleibt eine zentrale Herausforderung und zugleich eine wesentliche Grundlage für den Klimaschutz und die Anpassung an den Klimawandel. Wir dürfen gespannt sein, welche Erkenntnisse das Flächenmonitoring 2025 liefern wird und welche Fortschritte durch die Maßnahmen des kommunalen Bodenschutzplans erzielt werden.

(AW, Jänner 2025)