Studie: Klimawandel erhöht Hochwassergefahr an kleinen Gewässern
Eine Studie wertete im Rahmen des BML-Forschungsprojekts „Wasser im Klimawandel - Unsere Wasserwirtschaft 2050+“ Niederschlags- und Abflussdaten in Österreich umfassend aus. Die Auswertung zeigt, dass der Klimawandel die Hochwassergefahr an kleinen Gewässern verstärkt. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift NATURE veröffentlicht.
Steigende Hochwassergefahr in kleinen Einzugsgebieten
Auswertungen der Aufzeichnungen an knapp 900 Messstellen zeigen, dass kurzzeitige, extreme Regenfälle seit den 1980er Jahren zugenommen haben. Vor allem die Häufung kurzer, intensiver Regenfälle hat in den vergangenen Jahrzehnten die Hochwassergefahr in kleinen Einzugsgebieten erhöht. Diese Entwicklung ist eine Folge des Klimawandels: höhere Temperaturen ermöglichen es der Atmosphäre, mehr Wasser zu speichern, wodurch extreme Niederschläge begünstigt werden. Zusätzlich verändert der Klimawandel die globalen Niederschlagsmuster. Erstmals wurde der direkte Zusammenhang zwischen dem Klimawandel und pluvialem Hochwasser durch belastbare Messwerte eindeutig belegt. Von einem pluvialen Hochwasser spricht man, wenn dieses durch Starkregen ausgelöst wurde.
Kurzzeitige Extremniederschläge nahmen um 15 Prozent zu
Bemerkenswert an der Studie ist unter anderem, dass zwei voneinander unabhängige Messnetze (von GeoSphere Austria und dem Hydrographische Dienst Österreich) ausgewertet wurden. Die Auswertungen beider Messnetze kommen zu den gleichen Ergebnissen.
Konkret flossen Daten von 883 Messstationen in Österreich zwischen 1900 und 2023 ein. Die Auswertungen zeigen nachweislich, dass seit den 1980er Jahren Tage mit extremen Niederschlägen um 8 Prozent und kurzzeitige Extremniederschläge mit einer Dauer von einer Stunde um 15 Prozent zugenommen haben. Die beobachtete Zunahme der Kurzzeitniederschläge entspricht der Clausius-Clapeyron-Gleichung, wonach die Luft pro 1 Grad Celsius Erwärmung 7 Prozent mehr Wasserdampf aufnehmen kann. Die Zunahme der Tagesniederschläge hängt vorwiegend mit den veränderten Niederschlagsmustern zusammen und weniger mit der Lufttemperatur. Das lässt den Studienautor:innen zufolge darauf schließen, dass die atmosphärischen Zirkulationsmuster eine größere Rolle spielen als bisher angenommen.
Mehr Hochwasser-Ereignisse an kleinen Flüssen
Die Studie zeigt, dass Hochwasser in kleinen Einzugsgebieten in Österreich deutlich zugenommen haben. Die Zunahme der Hochwasser-Abflussmenge ist allerdings größer als die Zunahme der Regenfälle. Hochwasser nahmen nördlich des Alpenhauptkamms um etwa 30 Prozent zu, südlich davon um etwa 20 Prozent. Die kurzzeitigen Extremniederschläge nahmen jeweils um 15 Prozent zu.
Hochwasser in kleinen und großen Einzugsgebieten können sich der Studie zufolge sehr unterschiedlich verändern. Dies liegt an den kürzeren Wasserlaufzeiten in kleinen Einzugsgebieten und damit an der größeren Rolle kurzzeitiger Starkregenfälle sowie an unterschiedlichen Abflussprozessen.
Anpassungsmaßnahmen an kleinen Gewässern nötig
Die Ergebnisse unterstreichen, dass besonderes Augenmerk auf Anpassungsmaßnahmen in kleinen Einzugsgebieten nötig ist, wo technischer Hochwasserschutz nur zum Teil zur Minderung des Hochwasserrisikos beitragen kann. Hier spielt die Eigenvorsorge eine entscheidende Rolle. Zur Eigenvorsorge zum Schutz vor pluvialen Hochwassern zählen auch bauliche Maßnahmen wie beispielsweise druckdichte Türen und Fenster oder Rückstausicherungen im Hauskanal. Starkregenereignisse können so kleinräumig und variabel auftreten, dass allgemeine Schutzmaßnahmen an ihre Grenzen stoßen und Möglichkeiten der Raum- und Bauordnung sowie des Katastrophenschutzes verstärkt berücksichtigt werden müssen, um ein umfassendes Hochwasserrisikomanagement zu gewährleisten.
Bestehende Maßnahmen und weitere Forschung
Die Untersuchung entstand in Zusammenarbeit zwischen dem Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft (BML), der Technischen Universität Wien, der GeoSphere Austria und der Universität Graz. Um die Auswirkungen der zunehmenden Starkregenereignisse und des Oberflächenabflusses zu minimieren, werden seit mehreren Jahren Initiativen wie eine flächendeckende Gefahrenhinweiskarte und ein Leitfaden zur Eigenvorsorge bei Oberflächenabfluss sowie Förderungen von Maßnahmen zum Rückhalt des Oberflächenabflusses und der Verhinderung von Bodenabtrag gesetzt. (AS, April 2025)